Home Boxen allgemein Nach Bauer-Niederlage – Wie geht die Timo Rost Story weiter?

Nach Bauer-Niederlage – Wie geht die Timo Rost Story weiter?

by Wolfgang Wycisk
Timo, Laura, oben Frieda
Timo, Laura, oben Frieda

Timo, Laura, oben Frieda

Am 27. Januar endete das Gefecht zwischen Leon Bauer und Timo Rost in der Kölner MOTORWORLD in der dritten Runde durch technischen Knock-out zugunsten Bauers. Für den Juniorenweltmeister aus dem Pfälzer Tabakdorf Hatzenbühl war es nach Corona, persönlicher Krise und einem Jahr abseits des Rings ein Traumeinstand bei Universum, seinem neuen Boxstall.
In dieser Nacht gehörten Bauer die Spots. Rosts stand im Schatten. Sein rechtes Auge war zu einem fiesen Schlitz zusammengeschwollen. Er hatte sich im Gefecht verletzt und gab auf. Es war seine zweite Niederlage in seinen nunmehr 21 Fights umfassende Karriere als Berufsboxer.
Ob er an eine Revanche glauben würde, fragte ihn das Boxsport-Magazin eine Woche nach dem Gefecht. „Nein“, so Rost, „Bauer hätte alles zu verlieren und nichts zu gewinnen.“

Der Kampf fühlt sich nicht nach Niederlage an

Aus dem Düsseldorfer spricht der Realist, obwohl, wie er sagt, „der Kampf sich nicht wie einer Niederlage anfühlen würde.“ Er sei gut in den Fight gestartet und hätte in der ersten Runde die maßgeblichen Führhandduelle gewonnen. In der Dritten sei er zum Ausweichen nach rechts abgeknickt. Dabei habe ihn Bauer mit einem Allerweltsaufwärtshaken getroffen.
„Es hat hässlich geknackt und ich merkte, dass beim Atmen Luft in die Augenhöhle entwich.“
Der Ringarzt diagnostizierte eine Orbitaboden-Fraktur, einen Bruch des unteren Teils der Augenhöhle.
Wäre die Verletzung schwerer ausgefallen, hätte der Sekundenbruchteil der Unachtsamkeit seine Zukunft in tausend Splitter zertrümmert.

Doch für ihn muss es weitergehen, denn 2019 hat er seine langjährige Freundin Laura geheiratet, zwei Jahre später kam Frieda zur Welt und im Juni wird Frieda ein Brüderchen bekommen.

Boxen oder Job und Familie

Rost steht am Scheideweg. Die Handschuhe für immer ausziehen und sich um Familie und Job kümmern? Oder weiterboxen und noch einige gute Kämpfe abliefern?
Da wäre er wieder beim potenziellen Verletzungsrisiko, wie ihm der Bauer-Fight deutlich vor Augen führte. Und an die eine, alles auf den Kopf stellende WM-Chance, daran hatte er den Glauben verloren: „Ich bin Profi geworden, um mich so weit wie möglich in die Weltspitze zu boxen. Es war mein Traum und dafür habe ich auf vieles verzichtet. Wenn meine Freunde Party feierten, habe ich als Kellner in der T-Bar das Geld für meinen nächsten Gegner verdient. Wenn sie Essen waren, habe ich Gewicht gemacht und wenn sie gechillt haben, habe ich mich in der Halle gequält. Alle Entbehrungen habe ich gerne auf mich genommen, denn ich hatte große Ziele.“
Rost sagt, dass er durch den selbst auferlegten Verzicht auf alltägliche Dinge diese erst zu schätzen gelernt hat. In ein Restaurant gehen zum Beispiel, sich mit Freunden treffen oder Zeit mit der Familie verbringen und gerade die möchte er nicht mehr missen.

Trotz aller Ideale, eins hat er aus seinen sieben Profi-Jahren mitgenommen: „Um oben anzuklopfen, helfen Talent und Erfolg maximal zu einem Drittel. Die Gamechanger sind beste Kontakte und ein langfristig denkender Promotor. Und du musst die richtigen Klinken putzen. Zusammengefasst, dieses Glück hatte ich nicht.“

One-Man-Show

Nur einmal war er dicht dran an einem Promotor. Fächer Sport gab ihm 2022 einen Vertrag, löste ihn aber kurze Zeit später wieder auf.
Kämpfe, Training, Sponsorensuche: Als „One-Man-Show“ hatte der angehende Polizist alles selbst gemanagt.
Rost erinnert sich: „Jeden Cent, den ich beim Kellnern in der Gerresheimer T-Bar verdiente, investierte ich in den Sport. Am aufwendigsten waren die Börsen für meine Gegner. Je höher sie gerankt waren, desto tiefer musste ich in die Tasche greifen.“
Mit den ersten Sponsoren trat Besserung ein. Um konkurrenzfähig zu bleiben, professionalisierte er sein Umfeld. Eva Dzepina übergab er die Organisation.
Dann kam sein Gefecht gegen Felix Sturm, dem größten Namen, den er bis dahin geboxt hatte. Er zwang Sturm über die Runden und verlor nach Punkten. Es war seine erste Niederlage in dreizehn Kämpfen.
Leon Bauer und Felix Sturm. Zwei klangvolle Namen. Zwei Niederlagen. Was war der Unterschied? „Für Felix Sturm war ich der Aufbaugegner, den er brauchte, um wieder Ringgefühl zu entwickeln. Dagegen hat mich Leon Bauer ernst genommen, denn ihm war nicht klar, was auf ihn zurollen würde“, sagt Rost.

Beliebter Timo

Rost ist beliebt. Bei seinen Kämpfen skandieren seine vielen Anhänger lautstark „TIMO, TIMO“. Je näher seine Fights an Düsseldorf dran sind, desto größer ist die Zahl seiner Fans. Kaum zu glauben, dass Timo beinahe jeden von ihnen persönlich kennt. Sie kommen aus Gerresheim, einem lebendigen Düsseldorfer Stadtteil.

Hier ist er aufgewachsen, hier hat er zehn Jahre gejobbt und das Boxen gelernt. Hier lebt seine Familie. Timo Und wenn man in Düsseldorf echt und sympathisch ist, dann schließt man Freundschaften und lernt viele großartige Menschen kennen. Sie siegen oder verlieren mit ihm. Timo ist echt und sympathisch und nebenbei Fortuna Fan.

Polizistenlehre in Duisburg, Training bei Bekim Hoxhaj in Leverkusen und Familie in Remscheid. Der demnächst zweifache Familienvater düst hin und her. Jetzt steht er am Scheideweg. Wie er weitermacht? Das will er in Ruhe mit Laura, Coach Bekim und Managerin Eva besprechen.

Egal, welche Entscheidung Rost treffen wird: Sein letzter Antritt wäre in Gerresheim. Es wäre ein Stadtteilfest, mit Familie, Freunden und Bekannten. Geboxt würde dann dort, wo die Timo-Rost-Story ihren Anfang nahm. Beim TuS Gerresheim an der Hayestraße, mit dem Ring mitten auf dem Fußballplatz aufgebaut. Wetten?

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