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Zusammenfassung Frauen-WM: Freude und Leid für den DBV

by Wolfgang Wycisk

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Überglücklich: Nadin Apetz

Überglücklich: Nadin Apetz

Bei der 9. Frauen-Weltmeisterschaft demonstrierten 285 Boxerinnen aus 64 Ländern, welche rasante Entwicklung der Frauenboxsport in den letzten Jahren genommen hat.
Die Barys Arena in Astana/Kasachstan war die perfekte Bühne für die gigantische  Show, in der Titelverteidigerinnen, Olympiasiegerinnen und neue Talente vom 19. – 27. Mai spektakulären Boxsport zeigten.
Der Boxverband nominierte acht Starterinnen für das Turnier. Vier von ihnen waren Soldatinnen der Sportfördergruppen Bruchsal und Frankfurt/Oder:

Gewicht Dienstgrad Vorname Name Verein
48 kg Sarah Bormann TG Hanau
51 kg SG Azize Nimani Karlsruher SC
54 kg SU Ornella Wahner BR Eintracht Berlin
57 kg Nomin Deutsch MBC Ludwigsburg
60 kg SU Tasheena Bugar Karlsruher SC
64 kg Cindy Rogge SV Halle
69 kg Nadine Apetz SC Colonia 06 Köln
75 Kg HG Sarah Scheurich BC Traktor Schwerin

 

Nie zuvor lagen Freude und Leid so dicht beisammen, wie bei dieser Frauen-WM.

Freude

Siegerfaust - Nadine Apetz

Siegerfaust – Nadine Apetz

Nadine Apetz schrieb Sportgeschichte. Sie ist die erste deutsche Boxerin, die auf einer Weltmeisterschaft eine Medaille gewann. Die 30-jährige Weltergewichtlerin wuchs über sich hinaus und boxte das Turnier ihres Lebens.
Apetz steigerte sich von Kampf zu Kampf. Zuerst besiegte sie die Inderin Meena Rani.
In der Zwischenrunde bekam sie Timea Nagy vor die Fäuste. Die Kölnerin hatte mit Nagy noch einen Rechnung offen, denn im Februar verlor sie gegen die Ungarin, allerdings im höheren Mittelgewicht. Auf der WM glückte die Revanche.  Apetz zog durch und gewann einstimmig.
Im Viertelfinale walzte sie über die US-Amerikanerin Naomi Graham. Jetzt hatte sie Bronze sicher. Es blieb bei Bronze, denn im Gefecht um den Finaleinzug unterlag sie der Kasachin Valentina Khalzova, die in der Barys Arena den Heimvorteil auf ihrer Seite hatte.

Leid

Diese WM hatte eine besondere Bedeutung für das Fliegen- Leicht- und Mittelgewicht, denn nur in diesen drei Gewichtsklassen werden die Frauen bei Olympia boxen.
Für die Soldatinnen Azize Nimani (Fliegen), Tasheena Bugar (Leicht), und Sarah Scheurich (Mittel) war es die letzte Möglichkeit, um sich für Rio zu qualifizieren.
Allerdings musste hierfür ein Medaillenplatz her.

Archivfoto: Tasheena Janine Bugar und Azize Nimani

Archivfoto: Tasheena Janine Bugar und Azize Nimani

Tag 1 In der Auftaktveranstaltung dominierte Deutschlands Fliege, Azize Nimani,  die Mongolin Nandintsetseg Myagmardulan alle vier Runden und gewann einstimmig. Auch Hauptgefreite Sarah Scheurich erledigte ihre Aufgabe mit Bravour. Sie ballerte Shoira Zulkaynarova aus Tadschikistan in der dritten Runde weg und siegte durch TKO.
Stabsunteroffizier Tasheena Bugar schied aus. Sie verlor ihren Kampf gegen die Koreanerin Tong Sun mit 0-3. Durch ihre Niederlage war klar, dass es bei den olympischen Spielen im Leichtgewicht keine deutsche Beteiligung geben wird.

Sarah Scheurich und Ornella Warner

Sarah Scheurich und Ornella Warner

Tag 2 Überwiegend heiter würden die Meteorologen zum Abschneiden des deutschen Teams sagen. Es gab vier Siege und eine Niederlage.
Cindy Rogge, Ornella Wahner, Nomin Deutsch, und Nadine Apetz gewannen ihre Kämpfe klar nach Punkten.
Sarah Scheurich musste sich vorzeitig der US-Amerikanerin und amtierenden Weltmeisterin Claressa Shields geschlagen geben.
Scheurichs Niederlage bedeutete, dass Deutschland auch im Mittelgewicht nicht an den Olympischen Spielen teilnehmen wird.

Archivfoto: Nomin Deutsch und Coach Achim Böhme

Archivfoto: Nomin Deutsch und Coach Achim Böhme

Tag 3: Der Erfolg des DBV Frauenteams bekam einen weiteren Dämpfer.
Während Nadine Apetz ihren Kurs auf die Titelkämpfe fortsetzte, scheiterte Stabsunteroffizier Ornella Wahner einstimmig an der Kasachin Dina Holaman.
Auch Nomin Deutsch verlor einstimmig. Die Kämpferin des MBC Ludwigsburg konnte nicht den Schwung aus ihrem Erstrunden-Sieg gegen Tamara Radunovic mitnehmen und unterlag Sonia Lather aus Indien.

Sarah Borman von der TG Hanau setzte sich einstimmig gegen die Neuseeländerin Sunita Lallu durch und qualifizierte sich für die nächste Runde.

Azize Nimani

Azize Nimani

Stabsgefreite Azize Nimani wuchs über sich hinaus und zeigte einen der besten Kämpfe ihrer Karriere. Die Boxerin des Karlsruher SC schoss die Inderin Mery Kom mit 2:0 aus dem Rennen. „Es ist die Überraschung des Tages“ schrieb die AIBA auf ihrer Internetseite über den Triumph der Deutschen, denn keiner der Boxexperten hatte an einen deutschen Sieg über die 5-fache Weltmeisterin geglaubt.

 

Tag 4: Sarah Bormann und die Hallenserin Cindy Rogge schieden aus. Sarah unterlag der Nordkoreanerin U Yong Gum während sich Cindy der Irin Kellie Harrington geschlagen geben musste.
Aber Azize Nimani hielt die Fachwelt weiter in Atem. Sie gewann ihren Kampf gegen die an Nummer 1 gesetzte Welt- und Europameisterin Mariza Davide mit 2 : 0 Punkten. David Hoppstock und Achim Böhme, ihre Trainer strahlten in jeder Runde große Zuversicht aus. Grund zur Sorge hatten sie wirklich nicht, obwohl die Italienerin in der für Azize unangenehmen Rechtsauslage boxte.
Davide zappelte vor Azize hin und her und Azize ließ die Schlaghand krachen. Dass der Karlsruher Wirbelwind traf, sah man daran, dass der Kopf der Italienerin ständig zurückschnappte.
Wenn Azize ihren nächsten Kampf gewinnen würde, hätte sie Bronze sicher. Doch ihre Gegnerin war die kasachische Meisterin Zhaina Shekerbekova und wenn eine Kasachin boxte, sollte man sich besser nicht auf die Jury verlassen.

Azize mit Volldampf nach vorn

Azize mit Volldampf nach vorn

Tag 5 Viertelfinale Während Nadine Apetz Boxgeschichte schrieb, scheiterte Azize Nimani. Die Sportsoldatin musste sich Shekerbekova geschlagen geben. Durch ihre Niederlage hatte Azize sowohl Bronze als auch die Qualifikation für die olympischen Spiele in Rio verpasst. Durch ihr Aus stand fest, dass keine deutsche Boxerin an Olympia teilnehmen wird.

Hochachtung für ihre Leistung kam vom Disziplintrainer David Hoppstock. Auf seiner Facebook Seite postete er: „Azize Nimani unterlag ihrer Gegnerin aus dem beheimateten Kasachstan denkbar knapp. Aber Azize, Kopf hoch! Das, was du in den 4 Kämpfen geleistet hast, hat mir im positiven Sinne Gänsehaut bereitet. Ich sage nur Weltklassenniveau.“

Während die Jury das Ergebnis mit 3 : 0 klar für Kasachstan punktete, nannte David Hoppstock das Ergebnis „denkbar knapp“. Der Bundestrainer lag richtig.

Das Institut für angewandte Trainingswissenschaften (IAT) analysierte den Kampf und erstellte eine Schlag- und Trefferstatistik.

Auswertung Viertelfinale Azize Nimani-page-001

Die Grafik zeigt, dass Azize und die Kasachin bei den Schlägen und Treffern in allen Runden nahezu gleichauf waren und widerspricht damit dem klaren 3 : 0 des Kampfgerichts.

1 comment

Rainer 4. Juni 2016 - 21:25

die Aiba vergibt keine Wildcards und die Urteile in Astana sind teilweise eine Schande für den Boxsport – ein so offensichtliches Pro Kasachstan Punkten (nicht nur bei Azize und Nadine) ist Schäbig, dazu kommt noch die völlig unrealistische Berücksichtigung der Ranglistenpunkte andere Gewichtsklassen beim Setzen, dass hat Sarah zum Beispiel das Vorrunden aus beschert. Alles in allem ein Nagel im Sarg des Amateurboxsportes der sich mit seinen Mauschelein auch immer mehr dem Profiboxen annähert

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