Home Boxen allgemein Waren Sie schon einmal in Köln?

Waren Sie schon einmal in Köln?

by Wolfgang Wycisk

Werbung

Anzeige

Kommentar von Karna Puri, Pressewart MABV

Köln hat Schwächen, gar keine Frage. Aber wenn man an die (mal mehr, mal weniger) schöne Stadt am Rhein denkt, kommen einem Erholung, Kultur und gesellschaftliches Engagement als herausragende Stärken in den Sinn. Als Studentenstadt bekannt und gerade auch aus Sicht der Sportstudenten ein weltweit begehrtes Ziel: Die Sporthochschule in Köln setzt Maßstäbe und arbeitet eng mit Kölns ältestem Verein, dem SC Colonia 06 zusammen. Hier bin ich auch wieder, wo ich hinwill: beim Boxsport. Weitere Boxvereine wie Köln Kalk, Köln Ost, H&E Boxing, ABC Brühl und der Boxring Wesseling sind entweder im Umland oder direkt in Köln angesiedelt. Die Sportstudenten haben ebenfalls eine starke Boxabteilung, genau wie die Universität zu Köln. Jedes Jahr fahren die Hochschulsportler zu den Hochschulmeisterschaften und räumen immer gut ab. Im Umland gibt es auch viele Boxvereine: Bergisch Gladbach, Leverkusen und viele Vereine aus der Region dürfen nicht unterschlagen werden. Naja, ich höre auf, denn ich tue nur denen Unrecht die nicht genannt sind und ebenfalls höchst engagiert sowie erfolgreich sind. Neben der Uni Köln, FH Köln, diverser FHs sowie der Sporthochschule (Sportuni) ist natürlich auch der Bundesstützpunkt in Köln angesiedelt.

Das Trainerteam dort mit Gregory Tolkovets, Lukas Wilaschek und Sergey Bril ist ein gut eingespieltes Team. Seit 2010 ist Lukas Wilaschek bei Colonia am Stützpunkt und seit 2012 unterstützt er ebenfalls als Stützpunkttrainer. Colonia hat zwei urige Hallen, wo das Training für die Kaderathleten (und auch solche, die es werden wollen) hier zehnmal in der Woche stattfindet: Vier Tage in der Woche wird zweimal am Tag und zwei Tage jeweils einmal trainiert. Es geht noch mehr und um den Athleten Feinschliff zu verpassen kommen individuelle, von der jeweiligen Phase der Periodisierung abhängige Trainingseinheiten hinzu. Aktuell trainieren am Stützpunkt 18 Kaderathleten (B. und C.): vom Niederrhein, Mittelrhein und Westfalen (auch aus Münster) kommen intrinsisch motivierte Athleten, um dem Training von Gregory Tolkovets und Lukas Wilaschek beizuwohnen.

Das hat Gründe sportlicher und organisatorischer Natur: Organisatorisch sind Stützpunkt, Internate und die Sporthochschule sowie akademische Institutionen nah beieinander gelegen und bieten den Athleten ein Leben mit spannender, vielseitiger und auch erholsamer Freizeitgestaltung. Der Andrang und die Sportlerdichte wäre sicher noch höher, wenn eine ordentliche und flächendeckende Finanzierung der Internatsplätze gegeben wäre. Das solch eine Förderung sinnhaft und gut wäre fällt den Offiziellen seitens DBV dann ggf. zur nächsten Olympiade auf.

Aus sportlicher Perspektive gibt es am Stützpunkt alle Möglichkeiten sowie Leistungsdiagnostik und Physiotheraphie für die Athleten. Neben der wissenschaftlichen Herangehensweise und dem Austausch auf akademischem Niveau, sind Sparringspartner en Mass vorhanden, die Sportschule in Hennef steht für Lehrgänge bereit und es gibt gerade am Nieder- und Mittelrhein viele Veranstaltungen, so dass Athleten im Rahmen Ihrer Periodisierung und Ihres Entwicklungsstandes eingesetzt werden können. Durch dieses optimale Training, die Leistungsdiagnostik und den Austausch in der Region werden starke Ergebnisse erzielt. Hinzu kommt das unermüdliche Engagement des Stützpunkts. So fährt Lukas Wilaschek mit seinen Stützpunktathleten/innen auf diverse Fortbildungsmaßnahmen – sei es Sparring, technisch/taktische Lehrgänge oder Konditionstraining – und Wettkämpfe. International und national: Das ist für die Sportler natürlich eine großartige Sache. Zum Beispiel werden sehr gute Lehrgänge wie mit der Australischen Nationalmannschaft angeboten. Es bestehen weitere Kontakte z.B. zur Irischen und Polnischen Nationalmannschaft. So boxte eine NRW Auswahl in 2015 gegen die Nationalstaffel von Irland. Auf jeden Fall sammelt der Stützpunkt Köln Erfolge und ist natürlich auch erfolgreichster Stützpunkt in NRW bei der diesjährigen NRW Meisterschaft.

Am vergangen Wochenende sekundierte Lukas Wilaschek als Nadine Apetz den Titel der EU Meisterin mit nach Hause bringen durfte: Bronze bei der WM hatte Sie schon und hat dies nun mit dieser souveränen Leistung getoppt. Soweit alles im grünen Bereich: Harte Arbeit macht sich bezahlt. In Boxdeutschland läuft nicht alles rund, das ist kein Geheimnis, aber manche Dinge können gelinde gesagt nur Unverständnis hervor rufen. Ich bin natürlich als Pressewart im Mittelrhein nicht ganz objektiv, aber Medaillenausbeute bei den letzten Meisterschaften (Deutsche Meisterschaft Männer und Frauen Elite, NRW, Diverse Turniere etc. pp.) sprechen für sich und können die gute Arbeit des Stützpunkts mit Fakten belegen. Der DBV scheint dies allerdings nicht zu honorieren und möchte das Leistungszentrum nach Münster verlegen: DBV Präsident Kyas setze sich hierfür mit aller Vehemenz und aufgrund von fachlicher Erwägungen ein. Dies ist doch in Anbetracht aller geäußerten Punkte eher schwer zu begründen. Welche fachlichen Erwägungen können dies sein? Neue, glänzende Hallen werden aufgeführt. Einziger Denkfehler hier: Auch die besten Hallen generieren nicht automatisch die besten Sportler, dies bewirkt das beste Training, die besten Methoden und vor allem viel Engagement. Die Diskussion verwundert einen gerade auch wegen der Mittel, die aufgefahren werden, um die Darstellung der Stützpunkte beizubehalten. Da werden augenscheinlich nicht aktive Boxer aufgeführt um das Gewicht und die Qualität der Standorte aufzuwerten. Weiterhin wird Namedropping betrieben: Abass Baraou (RF Oberhausen) wird als Münsteraner Zögling benannt, was im Grunde genommen nicht haltbar ist. Hier ist es wieder ein Thema der Förderung gewesen, die ein Engagement am Stützpunkt in Köln verhinderten. Es ist uns nichts daran gelegen Münsters Halle und das Engagement der Trainer in Münster in Frage zu stellen. Aber gerade in Anbetracht der offenkundigen Erfolge der Kölner Athleten (durchaus auch im direkten Vergleich) sollte man doch dieser erfolgreichen Arbeit keine Förderung entziehen. Viel eher sollte man Münster zusätzlich fördern und aufbauen. Aber gerade wegen der etwas schleppend anlaufenden Kommunikation des DBV in Bezug auf die WM (mal was in den Medien gehört?) oder der euphemistisch ausgedrückt “bescheidenen” Involvierung der LVs zur Unterstützung der Organisation der Weltmeisterschaften aber auch zur Teilhabe der über die Jahre ehrenamtlich arbeitenden Funktionäre, Trainer und Kampfrichter scheint es als sei die eine oder andere Entscheidung oder einige Vorhaben nicht vollständig zu Ende gedacht.

Grundsätzlich bleibt zu resümieren, dass Leistungszentren aller Art, Stützpunkte für das olympische Boxen, die Förderung von Athleten und die Schaffung organisatorischer und technischer Infrastruktur zu begrüßen ist. Egal an welcher Stelle. Aber sollte man deshalb ein Team auf der Siegerstraße stoppen oder um Förderung beschneiden? Ich denke nicht. So wird meine Antwort auf etwaige Bestrebungen lauten: Es ist gewiss schön dort, aber waren Sie schon mal in Köln?

 

Leave a Comment

Wenn sie fortfahren, erklären sie sich mit der Benutzung von Cookies einverstanden. Weitere Infos

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden.

Schließen