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Emir Ahmatovic – Projekt Weltmeister 2019

by Wolfgang Wycisk

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Mateusz Gatek chancenlos gegen Emir Ahmatovic

Erfolg macht süchtig

Den Krieg in Serbien hatte Emir Ahmatovic für immer hinter sich gelassen, als er 1999 mit seinen Eltern, seinem  Bruder sowie seinen beiden Schwestern im hessischen Wetzlar eine neue Heimat fand. Emir ist der Jüngste. Er hat Talent und geht als 12-Jähriger zum Kickboxen. Drei Jahre später wechselte er zum Faustkampf.  Es war mehr aus Höflichkeit gegenüber seinem Coach Günther Hainke. Der hatte ihn zu einem Probetraining überredet, obwohl Emir eigentlich keine Lust dazu hatte. Nach nicht einmal vier Wochen machte Hainke ihn zum Hessenmeister. Jetzt wollte er mehr, denn Erfolg macht bekanntlich süchtig.

Emir eilte von Titel zu Titel. Nur die deutschen Meisterschaften blieben ihm verwehrt. Ohne deutschen Pass durfte er daran nicht teilnehmen.

Günter Hainke war in einem Alter, in dem ihm die langen Reisen zu den Turnieren Probleme bereiteten. Irgendwann konnte er seinen Boxer nicht mehr begleiten. Deshalb wechselte Emir mit Hainkes Segen zum Boxteam Lahn und Rainer Simon. Der Schritt viel ihm unendlich schwer, aber um in seiner Karriere voranzukommen war er einfach nötig.

Rainer Simon und Ulli Wegner

Rainer Simon neuer Trainer

Simon schliff das Talent zu einem „Diamanten“ und brachte ihn in der Bundesliga unter. Der Hesse boxte für Babelsberg, Straubing, Berlin sowie Nordhausen. Die Vereine rissen sich um den zurückhaltenden jungen Mann, der mit einer K.O.-Quote von 68% viele Gegner zerbombte. Emir war ein Legionär, der für den Club antrat, der die beste Börse zahlte. Daraus macht er bis heute keinen Hehl, denn er war auf das Geld angewiesen, um seine Familie zu unterstützen.

Ende 2012 erhielt Emir den deutschen Pass und seine Karriere hob ab. Er wurde Soldat in der Sportfördergruppe Frankfurt / Oder und trainierte bei Ralf Dickert am Leistungsstützpunkt des Deutschen Boxsport-Verbands (DBV) in Berlin.
Auf seiner einzigen Deutschen Meisterschaft gewann er Silber. Im Finale unterlag er Eugen Schellenberg. Schon eine Woche später nahm er allerdings Revanche und schlug Schellenberg in der Bundesliga.

Das Jahr 2013 war für ihn voller Höhepunkte:

  • März: Turniersieg beim Chemiepokal in Halle. Im Finale bezwang er den Italiener Fabio Turchi durch K.O. Unter den Gästen war Ulli Wegner.
  • Juni: Dritter Platz bei der Europameisterschaft in Minsk. Im Halbfinale unterlag er dem Russen Aleksei Egorov knapp.
  • Oktober: Platz fünf bei der WM in Almaty. Emir konnte sich gegen den Iren Thomas McCarthy nicht durchsetzen. „Ich hätte mit der Führhand auf Distanz boxen sollen“, haderte er später.

2014 wurde er vom DBV als einer der wenigen deutschen Spitzensportler für das APB-Turnier nominiert. Die Nominierung galt weltweit als eine große Auszeichnung, die nur den Stars der internationalen Amateur-Szene vorbehalten war. Mit der APB und ihren Elitekämpfern wollte der Weltboxverband AIBA hochattraktiven Kampfsport anbieten und damit den etablierten Profi-Verbänden Marktanteile streitig machen.

Emir Ahmatovic und Ulli Wegner demnächst gegen Huck?

Beinahe Karriereaus wegen kaputter Schulter

Seine Schlagstärke wurde ihm allerdings beinahe zum Verhängnis. Emir hatte nicht gelernt, auf seinen Körper zu hören. Er ignorierte die Schmerzen in der Schulter, die sich nach jedem “Ahmatovic-Hammer” meldeten. Zuerst leise, später immer lauter. Stattdessen glaubte er an seine Unverwundbarkeit und trainierte noch härter.

Im Januar 2015 forderte sein Körper den Tribut. Gegen Anton Pinchuk kämpfte er um den Einzug ins APB Turnier-Finale und verletzte sich schwer. Ein MRT brachte die traurige Gewissheit, dass ihm eine Sehne in der Schulter des Schlagarms gerissen war. Die Ärzte rieten zur Operation.

Mit dem dritten Platz hätte er die Qualifikation für die olympischen Spiele in Rio eigentlich sicher gehabt. Doch so war sein Traum von den olympischen Spielen zu Ende, bevor er begann.

Emir gab nicht auf. Er ließ sich operieren und griff erneut an. Diesmal nicht als Amateur, sondern als Profi. Er wollte zum Sauerland Team und zu Coach Ulli Wegner, den er vom Chemiepokal kannte. Sein Manager Dennis Lindner sprach mit Sauerland. Im Januar 2017 stand er in Wegners Gym und zog sich die Boxhandschuhe an.

Emir ist jetzt 30 Jahre alt. Für einen Cruisergewichtler ist es das beste Alter. Deshalb möchte er schnell nach oben und er weiß, dass ihn Wegner zum Titel führen kann. Angst, dass sich sein 75-jähriger Trainer vorher zur Ruhe setzen könnte, hat er nicht. „Herr Wegner geht erst in Rente, wenn es auf der Welt keine Boxer mehr gibt“, da ist er sich sicher.

Im Ring denkt Emir wie ein Schachspieler. Zuerst den Gegner testen, danach eine Falle stellen und zum Schluss den König mit der Dame matt setzen. Nur das seine Dame eine brutale Schlaghand ist. Wie das aussieht, zeigte er in seinem zweiten Profikampf gegen Mateusz Gatek. Ein gut vorbereiteter „Ahmatovic-Hammer“ fällte den Polen in der dritten Runde.

Noch steht Mateusz Gatek

Projekt 2019

Natürlich will Emir Weltmeister werden. Dafür hat er sein eigenes Projekt aufgesetzt, 2019 will er um einen WM-Titel fighten. Das „Projekt 2019“ lief gut an. Bis jetzt bestritt er zwei Kämpfe, die er beide gewann.

Zweieinhalb Jahre will er sich Zeit geben, um dann den alles entscheidenden Fight zu bestreiten. Das  bedeutet, dass er schon bald um kleinere Titel boxen wird, wie Interconti- oder Europameisterschaften. Noch konnte sich sein Team die Gegner aussuchen, aber das wird eher früher als später nicht mehr gehen. Dann muss er jeden schlagen, der ihm den Weg nach oben versperrt. Marion Daser zum Beispiel, oder Krzysztof Wlodarczyk, der zuletzt seinen Teamgefährten Noel Gevor schlug. Oben in der deutschen Rangliste ist auch der Wikinger Artur Mann zu finden und Muamer Hukic, besser bekannt als „Käpt‘n Marco Huck“, der einst in den Diensten des Sauerland Teams stand und von Ulli Wegner zum WM-Titel geführt wurde.

Für Wegner hat sein Cruisergewichtler das Potential und das Talent jeden zu schlagen, auch den Käpt’n. Allerdings will er sich mit Kämpfen dieses Kalibers noch nicht beschäftigen. Erst einmal möchte er seinen Neuen aufbauen. „Dafür“, so der Kulttrainer, „braucht es aber keine zweieinhalb Jahre.“

Am 17. Juni wird Emir Ahmatovic in seiner Heimat Wetzlar zu seinem dritten Gefecht in den Ring klettern. Ein Sieg ist Pflicht, ein vorzeitiger die Kür. Wer sein Gegner sein wird? Egal, auf dem Weg zum Titel muss er alle schlagen.

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